Zum gestrigen Abend :
Beim gemeinschaftlichen Abendessen gibt es Reispfanne, aber mit Nudeln, also eine Nudelpfanne? Dazu bekommt jeder 2 gebratene Hühnchen Keulen.
Natürlich Salat und Brot vorweg und eine große Kanne Wein und Wasser.
Mir gegenüber sitzt eine etwas grimmig dreinschauende Dame mittleren Alters mit einer Schirm Mütze, die eine Aufschrift hat, die ich nicht zu entziffern vermag.
Ich Tippe auf USA, was ein Volltreffer ist, denn sie kommt aus Ohio. Verstehen kann ich sie leider kaum, da sie diesen US-Slang spricht, den mit dem Wollkneuel im Mund. Aber neben mir sitzt eine junge Französin, die sehr gut Englisch spricht. Erlebt man auch nicht jeden Tag. Die meisten Franzosen sprechen wenn überhaupt nur bruchstückhaftes Englisch. Sie ist mit ihrer Mutter in Roncesvalles gestartet und hofft bis Santiago zu kommen.
Gegen halb 9 Uhr ziehe ich noch einmal mit dem Stativ los, um die abendliche Atmosphäre im Dorf einzufangen.
Christine, mit der ich telefoniere, erzählt mir, daß es in Heikendorf schon völlig dunkel ist, während es hier noch sehr hell ist.
Eine Temperaturanzeige zeigt immer noch 23°C an. Ich kann daher immer noch im kurzen Shirt herumlaufen.
Gegen halb 10 geht es aber in's Bett, denn Morgen früh will ich um 6 Uhr aufstehen, um den Sonnenaufgang vom Tafelberg aus fotografieren zu können.
Also gute Nacht.
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Ich schlafe erstaunlich gut. Da es nachts doch abkühlt, ist der Schlafsaal um Mitternacht vernünftig temperiert. Gegen 2 Uhr wache ich noch einmal auf, schlafe aber dann bis 6 Uhr durch, denn dann werde ich von meiner Uhr geweckt.
Ich stehe sofort auf.. Der Rücken schmerzt und beide Knie tun weh, also alles wie immer auf dem Camino. ;-)
Ich trage den Rucksack und meine 7 Sachen in den Vorraum, um die anderen nicht beim Packen aufzuwecken.
20 Minuten nach 6 bin ich beim Frühstück. Es gibt, oh Wunder, Kaffee, Toast und Marmelade. Aber auf Orangensaft und Kornflakes.
Dann geht es los. Meine Kopfleuchte leistet hervorragende Dienste. Sie hat 3 automatische Helligkeitsstufen, die sich selbst der Situation anpassen. Bei Bedarf wird nur der Weg vor mir ausgeleuchtet, oder sie strahlt wie ein Scheinwerfer.
Die Rampe auf den Tafelberg ist länger, als ich sie in Erinnerung habe.
Wenn ich mich auf dem Weg umdrehen, so sehe ich einige sich bewegende Lichtpunkte. Das sind Mitpilger, die auch auf den Tafelberg wollen.
Um 7:37 Uhr bin ich oben. Nur 7 Minuten nach meinem Plan. Allerdings ist es noch verdammt dunkel. Man kann nur Konturen erkennen.
Es kommen immer mehr Pilger auf den Berg, und natürlich auch einige mit Fotoapparat.
10 vor Acht ist Thorsten auch auf dem Berg. Er hat wesentlich länger gebraucht als ich, da er grosse Probleme mit Blasen hat.
Kurz nach 8 kommt auch Franziska mit einer Amerikanerin an.
Circa 10 Minuten nach 8 kommt dann die Sonne über den Horizont. Dabei gelingen mir die besten Aufnahmen.
Aber jetzt geht es weiter über den Tafelberg. Beim Abstieg kann man weit in's Land hinein schauen.
Aber die Strecke könnte öde werde, SEHR öde, wie ich noch feststellen werde.
Ich bin die Strecke 2015 mit meinen 3 Mitstreitern gelaufen, aber so langweilig kam sie mir damals nicht vor, vielleicht weil ich nicht alleine gelaufen bin.
Die Sonne brennt, es gibt keinen Schatten. Ich habe Durst und schon wieder Hunger. Da soll mal einer sagen, Männer hätten keine Gefühle. ;-)
Um 9:30 Uhr erreiche ich einen mit Bäumen und Bänken ausgestatteten Pausenplatz. Es ist sogar möglich Getränke und Obst auf Spendenbasis (Donativo) zu kaufen.
Thorsten ist auch schon da, und verarztet seine geschundenen Füsse.
Gegen 10 Uhr erreiche ich die Herberge San Nicolas, die scheinbar mitten im Nirgendwo steht. Besonders hervorheben möchte ich hier die erstklassigen Sanitäranlagen, die nicht nur sehr sauber waren, sondern auch Seife und Klopapier vorrätig hatten. Das ist mir natürlich eine Spende Wert.
Nachdem ich hungernd weiter gezogen bin, treffe ich um 10:30 Uhr in Itero de la Vega ein, um sofort die erste Bar aufzusuchen.
Franziska ist mit einem Tross von Amerikanerinnen auch schon da. Es gibt eine leckere Tortilla und eine Cola für mich. Ich hoffe damit genug Energie für den weiteren Weg zu haben.
Als ich aus dem Dorf gehe, sehe ich noch einen Supermarkt, na eher einen kleinen Krämer. Aber er hat KAS-Limon und Bananen. Mehr will ich nicht.
Gegen 11:10 Uhr bin ich wieder auf dem Weg. Und es werden 2 harte Stunden bis Boadilla del Camino.
Die Strecke ist wieder heiss und trocken, und irgendwie langweilig. Meine Motivation schwindet immer mehr.
Ich trotte vor mich hin und denke, wie schön wäre es jetzt auf Mallorca am Pool. Oder zumindest eine Bar mit einem Humpen eiskaltem Alsterwasser, das hier "Cerveza con Limon" heisst.
Nach 2 superöden Stunden treffe ich dann tatsächlich in Boadilla del Camino ein, und finde eine wunderschöne Herberge mit Bar.
Hier haben Christine und ich 2009 Pause gemacht, und so soll es jetzt auch wieder sein. Ich bestelle ein "Cerveza con Limon Grande" für poppelige 2,70€.
Ein Traum wird war. Leider merke ich den Alkohol, denn mir wird etwas duselig. Trotzdem herrlich.
Danach geht es noch für knapp 6 Kilometer am Canal de Castilla entlang.
Stinklangweilig, finde ich.
Und ich fühle eine Erlösung, als die Schleuse zu sehen ist.
Also ist Fromista erreicht. In einem kleinen Supermarkt kaufe ich noch KAS und Joghurt.
Das KAS trinke ich, ehe es wieder warm wird.
Dann geht es in die Herberge Estrella, in der Christine und ich bereits 2009 übernachtet haben. Nichts besonderes, aber in Ordnung.
Nun sitze ich im Garten und schreibe diesen Blog.
Und was sagt der Körper?
Das linke Knie schmerzt, das rechte Knie schmerzt auch, aber etwas weniger als das linke. Die linke Achillesverse tut weh, und der Rücken ist auch noch nicht wieder in Ordnung.
Also alles normal, wie jedes Mal auf dem Camino.
Nun geht es ins Dorf. Ich muss etwas richtiges essen.
27 km und 5 einhalb Stunden in Bewegung liegen hinter mir.
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