Montag, 30. September 2019

2019-09-30 - von Castrojeriz nach Fromista - Teil 2

Nach dem Duschen und dem Waschen der Wäsche sehe ich, das Thorsten gerade angekommen ist. Wir verabreden uns in's Dorf zu gehen, um Proviant zu kaufen und ein Cerveza zu trinken. Lydia schließt sich uns an, und so humpeln wir zu dritt erst zum Supermarkt, und dann in eine Bar.
Dort gibt es superkaltes Cerveza con Limon. 


Wir entschließen uns dort auch zu essen. So gönne ich mir noch eine Pizza und ein paar leckere Croquettas. 





Danach humpeln wir gemeinsam zurück zur Herberge. 



Lydia verabschiedet sich noch von uns. Sie fährt Morgen zurück nach Burgos, da ihr Urlaub vorbei ist. 
Ich packe noch für Morgen, dann geht es in's Bett. 
Ich hoffe meine linke Achillesverse ist Morgen besser, denn sie schmerzt recht stark.
Gute Nacht 😀

2019-09-30 - von Castrojeriz nach Fromista - Teil 1

Zum gestrigen Abend :
Beim gemeinschaftlichen Abendessen gibt es Reispfanne, aber mit Nudeln, also  eine Nudelpfanne?  Dazu bekommt jeder 2 gebratene Hühnchen Keulen. 
Natürlich Salat und Brot vorweg und eine große Kanne Wein und Wasser. 
Mir gegenüber sitzt eine etwas grimmig dreinschauende Dame mittleren Alters mit einer Schirm Mütze, die eine Aufschrift hat, die ich nicht zu entziffern vermag. 
Ich Tippe auf USA, was ein Volltreffer ist, denn sie kommt aus Ohio. Verstehen kann ich sie leider kaum, da sie diesen US-Slang spricht, den mit dem Wollkneuel im Mund. Aber neben mir sitzt eine junge Französin, die sehr gut Englisch spricht. Erlebt man auch nicht jeden Tag. Die meisten Franzosen sprechen wenn überhaupt nur bruchstückhaftes Englisch. Sie ist mit ihrer Mutter in Roncesvalles gestartet und hofft bis Santiago zu kommen. 

Gegen halb 9 Uhr ziehe ich noch einmal mit dem Stativ los, um die abendliche Atmosphäre im Dorf einzufangen. 
Christine, mit der ich telefoniere, erzählt mir, daß es in Heikendorf schon völlig dunkel ist, während es hier noch sehr hell ist.
Eine Temperaturanzeige zeigt immer noch 23°C an. Ich kann daher immer noch im kurzen Shirt herumlaufen. 
Gegen halb 10 geht es aber in's Bett, denn Morgen früh will ich um 6 Uhr aufstehen, um den Sonnenaufgang vom Tafelberg aus fotografieren zu können. 
Also gute Nacht. 
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Ich schlafe erstaunlich gut. Da es nachts doch abkühlt, ist der Schlafsaal um Mitternacht vernünftig temperiert.  Gegen 2 Uhr wache ich noch einmal auf, schlafe aber dann bis 6 Uhr durch, denn dann werde ich von meiner Uhr geweckt. 
Ich stehe sofort auf.. Der Rücken schmerzt und beide Knie tun weh, also alles wie immer auf dem Camino.  ;-) 
Ich trage den Rucksack und meine 7 Sachen in den Vorraum, um die anderen nicht beim Packen aufzuwecken. 
20 Minuten nach 6 bin ich beim Frühstück. Es gibt, oh Wunder, Kaffee, Toast und Marmelade. Aber auf Orangensaft und Kornflakes. 

Dann geht es los. Meine Kopfleuchte leistet hervorragende Dienste. Sie hat 3 automatische Helligkeitsstufen, die sich selbst der Situation anpassen. Bei Bedarf wird nur der Weg  vor mir ausgeleuchtet, oder sie strahlt wie ein Scheinwerfer. 



Die Rampe auf den Tafelberg ist länger, als ich sie in Erinnerung habe. 
Wenn ich mich auf dem Weg umdrehen, so sehe ich einige sich bewegende Lichtpunkte. Das sind Mitpilger, die auch auf den Tafelberg wollen. 
Um 7:37 Uhr bin ich oben. Nur 7 Minuten nach meinem Plan. Allerdings ist es noch verdammt dunkel. Man kann nur Konturen erkennen. 
Es kommen immer mehr Pilger auf den Berg, und natürlich auch einige mit Fotoapparat. 
10 vor Acht ist Thorsten auch auf dem Berg. Er hat wesentlich länger gebraucht als ich, da er grosse Probleme mit Blasen hat. 
Kurz nach 8 kommt auch Franziska mit einer Amerikanerin an. 
Circa 10 Minuten nach 8 kommt dann die Sonne über den Horizont. Dabei gelingen mir die besten Aufnahmen. 


Aber jetzt geht es weiter über den Tafelberg. Beim Abstieg kann man weit in's Land hinein schauen.


Aber die Strecke könnte öde werde, SEHR öde, wie ich noch feststellen werde. 
Ich bin die Strecke 2015 mit meinen 3 Mitstreitern gelaufen, aber so langweilig kam sie mir damals nicht vor, vielleicht weil ich nicht alleine gelaufen bin.
Die Sonne brennt, es gibt keinen Schatten. Ich habe Durst und schon wieder Hunger. Da soll mal einer sagen, Männer hätten keine Gefühle.  ;-) 




Um 9:30 Uhr erreiche ich einen mit Bäumen und Bänken ausgestatteten Pausenplatz. Es ist sogar möglich Getränke und Obst auf Spendenbasis (Donativo) zu kaufen. 
Thorsten ist auch schon da, und verarztet seine geschundenen Füsse. 



Gegen 10 Uhr erreiche ich die Herberge San Nicolas, die scheinbar mitten im Nirgendwo steht. Besonders hervorheben möchte ich hier die erstklassigen Sanitäranlagen, die nicht nur sehr sauber waren, sondern auch Seife und Klopapier vorrätig hatten. Das ist mir natürlich eine Spende Wert. 



Nachdem ich hungernd weiter gezogen bin, treffe ich um 10:30 Uhr in Itero de la Vega ein, um sofort die erste Bar aufzusuchen. 
Franziska ist mit einem Tross von Amerikanerinnen auch schon da. Es gibt eine leckere Tortilla und eine Cola für mich. Ich hoffe damit genug Energie für den weiteren Weg zu haben. 


Als ich aus dem Dorf gehe, sehe ich  noch einen Supermarkt, na eher einen kleinen Krämer. Aber er hat KAS-Limon und Bananen. Mehr will ich nicht. 


Gegen 11:10 Uhr  bin ich wieder auf dem Weg. Und es werden 2 harte Stunden bis Boadilla del Camino. 
Die Strecke ist wieder heiss und trocken, und irgendwie langweilig. Meine Motivation schwindet immer mehr. 


Ich trotte vor mich hin und denke, wie schön wäre es jetzt auf Mallorca am Pool. Oder zumindest eine Bar mit einem Humpen eiskaltem Alsterwasser, das hier "Cerveza con Limon" heisst. 
Nach 2 superöden Stunden treffe ich dann tatsächlich in Boadilla del Camino ein, und finde eine wunderschöne Herberge mit Bar. 
Hier haben Christine und ich 2009 Pause gemacht, und so soll es jetzt auch wieder sein.  Ich bestelle ein "Cerveza con Limon Grande" für poppelige 2,70€.



Ein Traum wird war. Leider merke ich den Alkohol, denn mir wird etwas duselig. Trotzdem herrlich. 

Danach geht es noch für knapp 6 Kilometer am Canal de Castilla entlang. 



Stinklangweilig, finde ich. 
Und ich fühle eine Erlösung, als die Schleuse zu sehen ist. 


Also ist Fromista erreicht. In einem kleinen Supermarkt kaufe ich noch KAS und Joghurt. 


Das KAS trinke ich, ehe es wieder warm wird. 
Dann geht es in die Herberge Estrella, in der Christine und ich bereits 2009 übernachtet haben. Nichts besonderes, aber in Ordnung. 


Nun sitze ich im Garten und schreibe diesen Blog. 
Und was sagt der Körper? 
Das linke Knie schmerzt, das rechte Knie schmerzt  auch, aber etwas weniger als das linke. Die linke Achillesverse tut weh, und der Rücken ist auch noch nicht wieder in Ordnung. 
Also alles normal, wie jedes Mal auf dem Camino. 
Nun geht es ins Dorf. Ich muss etwas richtiges essen.

27 km und 5 einhalb Stunden in Bewegung liegen hinter mir. 




Sonntag, 29. September 2019

2019-09-29 - von Hornillos del Camino nach Castrojeriz

Gestern Abend war das Abendessen sehr nett. 


Es gab Paella, ein Reisgericht mit dezenter Fleischeinlage. Eine gute Portion und sehr lecker. Dazu Salat, Wein und Wasser. Als Nachtisch eine Joghurtspeise. 
Ich habe mich sehr nett mit einer Britin unterhalten, die mit ihrem Mann bereits in Sean Jean Pied de Port  gestartet ist und auch in Roncesvalles im alten Getreidespeicher übernachtet hat. Genau wie Christine und ich im Jahre 2009.
Danach bin ich noch mal kurz nach draussen, aber es war schon recht kühl. 
Also ab in' s Bett. 
Die Nacht war ganz in Ordnung, nur gelegentlich setzte ein Mitschläfer kurz zum Schnarchen an, um dann aber kurz darauf wieder zu verstummen. 
Da das Fenster zum Garten offen war, war das Klima angenehm. Mein Fleeceschlafsack war genau richtig. 
Gegen 6 Uhr begannen die ersten mit dem Aufstehen.
Ich habe aber noch bis 6:45 weiter gedöst. Wozu die Eile? Ich habe doch in Castrojeriz reserviert.   ;-) 
Also packe ich bis 7 Uhr in aller Ruhe meine Sachen zusammen und gehe dann zum Frühstücksbuffet. Für Camino-Verhältnisse ein sehr gutes Frühstück. Toast, Butter Marmelade, Kaffee so viel man will. 


Neben mir sitzt Franziska. Endlich mal eine Deutsche auf dem Weg. Sie will heute auch bis Castrojeriz, sie hat aber in einer anderen Herberge reserviert. 
Ich erzähle ihr von dem Tafelberg hinter Castrojeriz, und das dort der Sonnenaufgang ganz toll aussieht, wenn man rechtzeitig da ist. 
Gegen halb 8 geht's dann wieder auf die Piste. Die meisten sind eh schon weg, ich werde sie aber in den nächsten Stunden wieder überholen. Alles Schleicher ;-). 
Nach 4 Scheiben Toast und 2 Tassen Kaffee breche ich auf. 



Es ist erstaunlich kühl. Ich habe nicht nur Unterhemd und T-Shirt an, auch den Merinopulli und die Fleecejacke. Und wenig später auch meine Fleecemütze. 
Während ich durch den Ort gehe merke ich, daß ich hier 2009 mit Christine übernachtet habe. Die städtische Herberge liegt rechts vom Weg an einer Kirche. 


Dann geht es durch eine hügelige aber schöne Landschaft Richtung Hontanas, ein Ort der immer wieder überraschend in einer Talsenke vor einem auftaucht. 
Mittlerweile ist es deutlich wärmer geworden, so dass ich die Fleecejacke ausziehen muss. 


Am Ortseingang ist jetzt eine neue Herberge mit Bar im Sonnenschein, die ich bisher noch nicht kannte.  Dort gibt es guten Kaffee und eine Empanada.


Da das WLAN gut läuft, mache ich noch einen WhatsApp Videoanruf bei Christine, der auch gut funktioniert. 
Danach schaue ich mir noch in Ruhe die Kirche an, in der man für eine kleine Spende Zettel mit positiven Gedanken für den Tag mitnehmen kann. 




Als ich aus der Kirche komme sitzt Franziska vor der Kirche auf einer Bank und isst eine Banane. Sie erzählt mir, daß sie in eine koreanische Herberge in Castrojeriz geht, die sie schon reserviert hat. 
Wir kommen auch auf das Problem Bettwanzen zu sprechen, und sie erzählt, daß sie in der ersten Woche welche hatte, und alle Sachen waschen musste. Ich erzähle ihr, daß ich ein Bettwanzen-Laken dabei habe. In der Hoffnung, die Bettwanzen meiden die Berührung damit, bzw. versterben daran. Zumindest gibt es mir ein gutes Gefühl. Trotzdem kontrolliere ich die Betten immer sorgfältig auf Spuren der Plagegeister. 
Wir verabschieden uns in der Gewissheit, uns schon wieder zu treffen. 
Es geht weiter durch die Landschaft. 




Dann taucht das ehemalige Kloster San Bol auf, durch dessen ehemaliges Kirchenschiff eine Straße läuft. 



Direkt hinter dem Kloster ist jetzt auch eine Bar, in der ich mir einen Kaffee gönne, so kurz vor dem Ziel. 
Auch das Klo ist besonders :   
nicht abschließbar, ohne Klopapier und ohne Licht, dafür stockdunkel.  Aber dafür mit Seife, immerhin. 

Jetzt kommt mein Tagesziel Castrojeriz in Sicht. 


Über die Plaza Mayor erreiche ich meine Herberge "Rosalia" , die wunderbar ist.

 
Lauter Einzelbetten, keine Etagenbetten.  Ich muß mir aber erst das beste Bett suchen, da fast jedes Bett quietscht oder wackelt. Naja, ist eben kein Hotel. 


Ausserdem habe ich gleich das gemeinsame Abendessen und das Frühstück mitgebucht. Dann heisst es wieder Duschen, waschen und ausruhen. Der Duschraum ist übrigens klasse. Viel Platz für die Klamotten zum Ablegen. Die Dusche ist allerdings so klein, daß ich mich nur schwer umdrehen kann. Bei deutlich übergewichtigen würde sie platzen. :-)) 
Dann hole ich mir im kleinen Laden des Ortes Bananen und Brot für Morgen, Kas Limon und Joghurt für heute. Dann ab in die Herberge und erstmal den Hunger stillen. 


Danach lege ich mich erstmal aufs Bett, weil ich müde und kaputt bin.
Um 16 Uhr geht es dann in die Dorfbar, um bei einem Cafe con leche diesen Blog zu schreiben, während mich die warme Luft mit einem leichten Wind umstreicht. 
Sehr angenehm. 


Um 19 Uhr gibt es dann das gemeinsame Abendessen.
Ich bin mal gespannt. 

Morgen wird ein harter Tag, denn ich möchte den Sonnenaufgang vom Tafelberg aus fotografieren, der eine knappe Stunde hinter Castrojeriz liegt.
Das heißt um 6 aufstehen und um 6:30 Uhr auf dem Weg sein. 
Und das im Urlaub ! 
Aber was tut man nicht alles für DAS Foto des Jahres. 

Laut GPS waren es heute übrigens circa 22km.